Hauptinhalt

 

Besonders im Frühling ist es nicht zu überhören – in der Häxematt finden ganz viele Vögel einen Lebensraum und zwitschern um die Wette. Doch um welche Arten handelt es sich? Und was für Spezialitäten kommen vor?

 NACHTIGALL

Die vielleicht bekannteste Vogelart, die inzwischen regelmässig hier vorkommt, ist die Nachtigall. Ihr Gesang ist sehr variabel: Vielfältige Triller werden unterbrochen von langgezogenen, eher tiefen Tönen. Seit einigen Jahren befindet sich fast jährlich ein Revier im Schutzgebiet. Von den hinteren, dicht mit Gebüschen bewachsenen Bereichen schmettert sie zwischen Ende April und Anfang Juni ihre wohlklingenden Strophen hervor (Link zu einer Tonaufnahme aus der Häxematt à https://xeno-canto.org/550105 ). Dieser Gesang hat zahlreiche Musiker wie Mozart oder Händel inspiriert.

Neben der Fülle an Variationen hat der Gesang noch zwei Besonderheiten: Er gehört mit bis zu 100 Dezibel zu den lautesten Vogelgesängen in unserer Gegend. Wer herausfinden will, ob die Nachtigall im Frühjahr aus ihrem Winterquartier in Afrika zurückgekehrt ist, muss daher nicht zwingend bis in die Häxematt spazieren. Aufmerksames Lauschen am nördlichen Dorfrand reicht aus, der Gesang ist bis hierher hörbar. Am besten zu hören ist die Nachtigall übrigens in der Nacht, wenn die meisten anderen Vögel stumm sind. Wie ihr Name bereits vermuten lässt, singen die Nachtigallen-Männchen nämlich auch dann. Hautsächlich, um potenzielle Partnerinnen anzulocken. Der Gesang am Morgen dient hingegen mehr der Revierabgrenzung gegenüber anderen Männchen.
 

Singende Nachtigall
Singende Nachtigall. Foto: Felix Labhardt

 

TEICH- UND SUMPFROHRSÄNGER

 

Zwei weitere Vogelarten, die primär durch ihren Gesang aufmerksam machen, sind der Teich- und der Sumpfrohrsänger. Optisch sind die praktisch nicht zu unterscheiden – auch von Fachleuten. Beide sind klein, bräunlich gefärbt mit einem schmalen, für Insektenfresser typischen Schnabel. Die einheitliche Färbung hat ihnen und den zahlreichen weiteren Rohr- und Laubsängern den wenig schmeichelhaften Beinamen «LBBs» eingebracht – «little brown birds».

Hinter dem nur auf den ersten Blick eher langweiligen Aussehen verbirgt sich aber einiges an spannenden Fakten. So sehen Teich- und Sumpfrohrsänger zwar sehr ähnlich aus, bevorzugen aber sehr unterschiedliche Lebensräume: Der Teichrohrsänger wohnt in dichten mehrjährigen Schilfbeständen, wo er auch sein kunstvoll zwischen zwei oder mehr Halmen geflochtenes Nest baut. Der Sumpfrohrsänger hingegen bevorzugt niedrige Büsche und dichte Stauden, zum Beispiel Brennnesseln oder Mädesüss.

Am leichtesten unterscheiden lassen sich die beiden Arten durch den Gesang. Derjenige des Teichrohrsängers ist relativ monoton und wenig musikalisch. Zahlreiche, zum Teil wiederholte, eher rauhe und wenig musikalische Töne verleihen dem Gesang einen schwätzenden Charakter (à Link zu einer Tonaufnahme aus der Häxematt: https://xeno-canto.org/820979 ). Ganz anders ist der Gesang des Sumpfrohrsängers. Hier wechseln sich langsame, eher schwätzende Passagen mit explosiven quirlenden und manchmal quiekenden Lautfolgen ab. Immer wieder werden auch hier Passagen wiederholt, ständig kommt aber auch etwas Neues, unerwartetes dazu (à Link zu einer Tonaufnahme, allerdings nicht aus Rodersdorf: https://xeno-canto.org/653785 ). Dabei bedient sich der Sumpfrohrsänger bei einer Vielzahl an anderen Vogelarten und sonstigen Geräuschen aus der Umgebung, die er meisterlich imitiert und zu neuem zusammensetzt. Untersuchungen haben gezeigt, dass ein einziger Vogel Gesangselemente von über 200 verschiedenen Vogelarten in seinen Gesang einbauen kann. Dazu gehören natürlich viele in der Umgebung vorkommende Arten – aber auch Stimmen-Mitbringsel, die der Vogel in seinem Winterquartier in Afrika aufgeschnappt hat. Aufmerksames Lauschen lohnt sich also!
 

Sumpf- (links) und Teichrohrsänger (rechts). Foto: Nicolas Martine

 

Wie eingangs geschrieben, bietet die Hexenmatt vielen weiteren Vogelarten ganzjährig oder auch nur vorübergehend einen wichtigen Lebensraum. Die nachfolgende Liste enthält die Arten, die mehr oder weniger regelmässig in der engeren Umgebung beobachtet werden können mit groben Angaben zu Jahreszeit und Häufigkeit.

 

 

LISTE ALLER BEOBACHTETEN VÖGEL

 

Art Jahreszeit Häufigkeit
Alpensegler Sommerhalbjahr selten
Alpenstrandläufer Fehler auf dem Infoschild, vom Alpenstrandläufer existiert bisher kein Nachweis aus der Häxematt
Amsel ganzjährig häufig
Bachstelze ganzjährig häufig
Baumfalke Sommerhalbjahr selten
Baumpieper Frühjahr, Herbst regelmässig
Bekassine ausserhalb Brutzeit selten
Bergfink Winterhalbjahr häufig
Bergpieper ausserhalb Brutzeit regelmässig
Blaukehlchen Frühjahr, Herbst selten
Blaumeise ganzjährig häufig
Braunkehlchen Frühjahr, Herbst selten
Buchfink ganzjährig häufig
Buntspecht ganzjährig häufig
Distelfink ganzjährig häufig
Dohle ganzjährig häufig
Drosselrohrsänger Frühjahr, Herbst selten
Eichelhäher ganzjährig regelmässig
Eisvogel ganzjährig selten
Elster ganzjährig regelmässig
Erlenzeisig Winterhalbjahr regelmässig
Feldschwirl Frühjahr selten
Feldsperling ganzjährig regelmässig
Fitis Frühjahr, Herbst regelmässig
Gartenbaumläufer ganzjährig regelmässig
Gartengrasmücke Frühjahr, Herbst regelmässig
Gartenrotschwanz Frühjahr, Herbst selten
Gebirgstelze ganzjährig regelmässig
Gimpel ganzjährig selten
Girlitz Sommerhalbjahr häufig
Goldammer ganzjährig häufig
Graureiher ganzjährig regelmässig
Grauschnäpper Sommerhalbjahr regelmässig
Grauspecht ganzjährig selten
Grünfink ganzjährig häufig
Grünspecht ganzjährig häufig
Hänfling ganzjährig regelmässig
Hausrotschwanz Sommerhalbjahr regelmässig
Heckenbraunelle Sommerhalbjahr regelmässig
Hohltaube ganzjährig regelmässig
Kernbeisser ganzjährig regelmässig
Klappergrasmücke Sommerhalbjahr regelmässig
Kleiber ganzjährig häufig
Kleinspecht ganzjährig selten
Kohlmeise ganzjährig häufig
Kolkrabe ganzjährig regelmässig
Kornweihe Winterhalbjahr selten
Krickente Winterhalbjahr selten
Kuckuck Frühjahr selten
Mauersegler Sommerhalbjahr regelmässig
Mäusebussard ganzjährig häufig
Mehlschwalbe Sommerhalbjahr häufig
Misteldrossel ganzjährig regelmässig
Mittelspecht ganzjährig selten
Mönchsgrasmücke Sommerhalbjahr häufig
Nachtigall Sommerhalbjahr regelmässig
Neuntöter Sommerhalbjahr regelmässig
Orpheusspötter Sommerhalbjahr selten
Pirol Sommerhalbjahr selten
Rabenkrähe ganzjährig häufig
Rauchschwalbe Sommerhalbjahr häufig
Ringeltaube ganzjährig häufig
Rohrammer ausserhalb Brutzeit regelmässig
Rotdrossel Winterhalbjahr regelmässig
Rotkehlchen ganzjährig häufig
Rotmilan ganzjährig häufig
Saatkrähe ganzjährig regelmässig
Schafstelze Frühjahr, Herbst selten
Schwanzmeise ganzjährig häufig
Schwarzmilan Sommerhalbjahr häufig
Silberreiher Winterhalbjahr regelmässig
Singdrossel Sommerhalbjahr regelmässig
Sommergoldhähnchen Sommerhalbjahr regelmässig
Sperber ganzjährig regelmässig
Star ganzjährig häufig
Stockente ganzjährig regelmässig
Strassentaube ganzjährig regelmässig
Sumpfmeise ganzjährig häufig
Sumpfrohrsänger Sommer regelmässig
Teichhuhn ganzjährig regelmässig
Teichrohrsänger Sommerhalbjahr regelmässig
Trauerschnäpper Frühjahr, Her bst  selten
Türkentaube ganzjährig regelmässig
Turmfalke ganzjährig regelmässig
Wacholderdrossel  ausserhalb Brutzeit regelmässig
Wasserralle Winterhalbjahr selten
Weissstorch  ganzjährig regelmässig
Wendehals Frühjahr, Herbst se  lten
Wiesenpieper Frühjahr, Herbst regelmässig
Wintergoldhähnchen ganzjährig regelmässig
Zaunkönig ganzjährig häufig
Zilpzalp ganzjährig häufig
 

Text: Nicolas Martinez, Juli 2023