Geschichte Rodersdorfs

MITTELALTER

1197 werden erstmals die Brüder Hugo und Conrad von Ratolsdorf – so hiess Rodersdorf damals – in einer Urkunde erwähnt. Conrad war von 1189 bis 1221 der sechste Abt des bedeutenden Klosters Lützel (Lucelle). Sein Bruder Hugo ist Stammvater des Geschlechtes derer von Ratolsdorf und damit auch der um 1270 entstandenen Seitenlinie derer von Rapperch (Rappenberg). Diese sollten später unter dem Namen von Rotberg in der Basler Geschichte eine Rolle spielen; stellten sie doch verschiedentlich Bürgermeister und vor allem den bekannten Bischof Arnold von Rotberg.
 

Siegel des Ritters
Bild: Siegel des Ritters Ulrich von Ratolsdorf 1284 (Departementsarchiv Colmar)
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Siegel des Ritters
Bild: Siegel des Ritters Ulrich von Ratolsdorf 1284 (Departementsarchiv Colmar)

Die Herren von Ratolsdorf standen unter den Grafen von Pfirt und nach deren Erlöschen im Jahre 1324 unter ihren Nachfolgern, den Habsburgern. In deren Diensten amteten sie zeitweise als Landgrafen im Elsass. Um 1450 erlosch das Geschlecht. In ihrer Heimat waren sie kaum mehr in Erscheinung getreten. Schon 1277 belehnten die Grafen von Pfirt an ihrer Stelle die Seitenlinie der  Rotberger mit dem Hof und dem Kirchensatz von Ratolsdorf /Rodersdorf.

Lutz von Rotbergh
Bild: Der bei Sempach gefallene Lutz von Rotbergh von Rodersdorf am Blawen
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Lutz von Rotbergh
Bild: Der bei Sempach gefallene Lutz von Rotbergh von Rodersdorf am Blawen

Regionalgeschichtlich ist von Bedeutung, dass neben den Ratolsdorfern die von Biederthan in der Gegend eine Rolle spielten. Die Verwandtschaft der beiden Familien geht schon daraus hervor, dass der 1191 im von Lützel aus gegründeten Kloster St. Urban als erster Abt eingesetzte Conrad von Biederthan als Verwandter Conrads von Ratolsdorf bezeichnet wird. Sie wird zudem durch das gemeinsame Wappen - in Gold ein schwarzer Balken – belegt. Dasselbe Wappen findet sich auch bei den Blauensteinern ennet dem Remel. Wenn man berücksichtigt, dass 1141 ein hochadeliges Geschlecht von Biederthan bezeugt ist, dessen Güter 1168 von Kaiser Barbarossa den Habsburgern überantwortet wurden, zeichnet sich in Ansätzen eine hochmittelalterliche Herrschaft ab, welche zwischen den aufkommenden Machtzentren des Bischofs von Basel und der Grafen von Pfirt zerrieben worden sein dürfte.

Rodersdorf blieb bis 1515 unter Fittichen der Rotberger. Aber die Verhältnisse änderten sich im Laufe der Zeit gründlich. Der  Aufschwung der bürgerlichen Schichten in den Städten, die zunehmende Geldwirtschaft sowie das Vordringen der Eidgenossen trieben den Adel, welcher das Herrschaftsmonopol beanspruchte, mehr und mehr in die Enge. Schon früh hatten die Rotberger ihren Sitz nach Basel verlegt. Den Stammsitz am Blauen liessen sie nach und nach verfallen. 1515 wurde er als Ruine bezeichnet. Diese Entwicklung verursachte Spannungen und Querelen, unter denen vor allem die Landbevölkerung zu leiden hatte.1409 zum Beispiel, im Krieg zwischen Österreich und Basel, stellten sich die Rotberger auf die Seite Basels. Deshalb überfielen die Österreicher Rodersdorf in der Frühe des 6. Oktobers, an einem Sonntag, und verbrannten es. Über die Armagnakeneinfälle von 1439 und 1444–45 sowie den Krieg mit den Baslern und den Eidgenossen von 1445–50 notierte Peter von Mörsberg: „... daz vns in der herrschafft Pfirt vnd in vunseren vetterlichen erb by viertzig dörfern verbrant sint, die by vnseren ziten niemer me wider koment. Darzu me denn die halben puren erstochen, ertöt vnd enweg geloffen ...“ Spätestens damals dürfte der an der Landesgrenze gegen Biederthal am Birsig gelegene Ort Bisisdorf oder Biedersdorf, dessen Spuren beim Gasleitungsbau im Jahre 2001 entdeckt worden sind, ausgelöscht worden sein.

Schlüssel
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1499 war Rodersdorf einer der Aufmarschplätze der Kaiserlichen vor der Schlacht bei Dornach. Nach der schweren Niederlage des Adels bekam die Anhänger der Eidgenossen in der Stadt Basel genug Auftrieb, um den Anschluss der Stadt an die Eidgenossenschaft durchzusetzen. Der Bischof hatte der sich immer selbständiger gebärdenden Stadt schon länger entfremdet und auch der Adel hatte sich immer weniger zu Hause gefühlt. Die Rotberger waren bereits 1434 in den Besitz der im Badischen gelegenen Herrschaft Rheinweiler-Bamlach gelangt. Sie verkauften 1515 die angestammte Herrschaft samt dem alten Eigengut Rodersdorf und dem Leihauser Hof, nicht etwa der Stadt Basel sondern Solothurn, welches sich das notwendige Kapital in Basel beschaffte. Ein Jahr später verlegten sie ihren Sitz endgültig von Basel nach Rheinweiler.

Ein Blick auf...

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