Geschichte Rodersdorfs

Auch politisch war die Lage äusserst bedrohlich. Schon früh setzte die revolutionäre Agitation aus dem angrenzenden Ausland ein, wobei sich die Rodersdörfer, in direkter Kenntnis der Ereignisse im Elsass, gegenüber dem revolutionären Gedankengut als weitgehend immun erwiesen. Solothurn reagierte mit einem Truppenaufgebot, welches dem in Rodersdorf wohnhaften pensionierten französischen Feldmarschall Josef Bernhard Altermatt unterstellt wurde. Schon trafen die ersten Flüchtlinge ein. Aber die Lage beruhigte sich rasch und die Truppen konnten entlassen werden, doch sollten sich die Aufgebote in den kommenden Jahren mehrfach wiederholen.

Im März 1798 wurde die Eidgenossenschaft von den Franzosen angegriffen und erobert. Der inzwischen 76jährige Altermatt war vom Rat zum General der solothurnischen Truppen ernannt worden. Dieses Amt brachte ihm schliesslich die wenig ehrenvolle Aufgabe ein, dem französischen General Schauenburg als Zeichen der Kapitulation auf einem silbernen Tablett die Stadtschlüssel zu überreichen.

Das solothurnischen Leimental kam jedoch keineswegs zur Ruhe, denn Frankreich beanspruchte alle schweizerischen Enklaven für sich. Das Kloster Mariastein wurde aufgehoben und ausgeplündert. Solothurn wehrte sich. Die Frage der Staatszugehörigkeit blieb jahrelang in der Schwebe, bis 1802 die Annexion vor der Türe zu stehen schien. Da richtete das Gericht Leimental eine Bittschrift an Solothurn, worin die Bevölkerung eindringlich den Wunsch ausdrückte, solothurnisch zu bleiben. Es war wohl weniger diese Bittschrift, als andere Prioritäten der Franzosen, welche die Frage in den Hintergrund drängten und sie schliesslich gegenstandslos werden liessen. Immerhin konnte die Gemeinde 1804 den ehemaligen hochobrigkeitlichen vorderen und hinteren Wald kaufen, nachdem es gelungen war, eine durch kriminelle Machenschaften gekennzeichnete Verschacherung rückgängig zu machen.

1815 war der revolutionäre Spuk vorbei, die Bevölkerung konnte aufatmen. Noch einige Einquartierungen und der Friede brach an. Aber nun erwiesen sich die engen Zollvorschriften und die effizienteren Grenzkontrollen als arges Hemmnis für Handel und Wandel im von Grenzen durchzogenen Tal. Das auf drei Seiten von der Landesgrenze umschlossene Rodersdorf war stark betroffen. Erst die Vereinbarung von 1818 zwischen der Republik Solothurn und dem Königreich Frankreich und eine 1825 erfolgte Nachbesserung brachten gewisse Erleichterungen. Anderseits waren der Grenze auch Vorteile abzugewinnen, wenn man gewillt war Risiken in Kauf zu nehmen. Sanft ausgedrückt kann man zu diesem Thema sagen, dass die Rodersdorfer im 19. Jahrhundert und bis zum zweiten Weltkrieg als mutige Leute bekannt waren...

1848 wurde ein neues Schulhaus errichtet, das heutige Gemeindehaus. Die Finanzen wurden durch den Verkauf von hundert Eichenstämmen aufgebracht.

Der deutsch-französische Krieg von 1870–71 brachte wieder einmal Scharen von Flüchtlingen ins Dorf – und mit der deutschen Verwaltung eine neue Nachbarschaft, an die es sich zu gewöhnen galt. Dem Schmuggel taten die neuen Verhältnisse keinen Abbruch, im Gegenteil. Bis zum ersten Weltkrieg war in Rodersdorf viel Geld verdient – und wohl fast ebensoviel mit leichten Händen wieder ausgegeben worden.

Elsässische Flüchtlinge
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Elsässische Flüchtlinge

Bild: Elsässische Flüchtlinge im Deutsch-Französischen Krieg 1870–71

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